Kleintierpraxis am Großen Garten

Fachtierärztin Dr. med. vet. Kathrin von Jagemann
Zusatzbezeichnung Dermatologie

Impfempfehlungen

Hunde

Katzen

Frettchen

Staupe

... siehe Hund

Frettchen sind besonders empfänglich für das Staupevirus und vor allem bei Jungtieren kann die Erkrankung dramatisch und mit hohen Verlusten verlaufen.

In Deutschland gibt es nur einen Impfstoff der für die Impfung von Frettchen gegen Staupe zugelassen ist. Nach erfolgter Grundimmunisierung (2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen) wird die Impfung jährlich wiederholt.

Tollwut

... siehe Hund

Wichtig zum Schutz von Tier und Mensch. Pflicht im Reiseverkehr!

Leptospirose

... siehe Hund

Leptospirose-Infektionen beim Frettchen treten eigentlich nur auf, wenn die Tiere zur Ratten- oder Mäusejagd verwendet werden. Ein für Frettchen auf Wirksamkeit geprüfter, zugelassener Impfstoff ist nicht vorhanden. Ob die Impfstoffe für Hunde die Frettchen gegen Leptospirose schützen können, ist nicht bekannt.

Hepatitis contagiosa canis

... siehe Hund

Frettchen sind für diese Erkrankung nicht empfänglich, daher ist eine Impfung unnötig.

Parvovirose

... siehe Hund  

Die Aleutenkrankheit der Nerze wird durch Parvoviren hervorgerufen. In seltenen Fällen können Frettchen klinisch erkranken, allerdings ist weder bei Nerzen noch bei Frettchen eine Immunisierung gegen die Aleutenkrankheit möglich.  

Die Nerzenteritis wird ebenfalls durch Parvoviren hervorgerufen. Diese haben eine große Ähnlichkeit zu Parvoviren der Katze, so dass diskutiert wird, ob es sich nicht um ein und dasselbe Virus handeln könnte. Frettchen sind für diese Erkrankung jedoch nicht empfänglich.  

Die typische Parvovirose, wie sie bei Hunden und Katzen auftritt, wird beim Frettchen nicht beschrieben. Ob überhaupt eine Empfänglichkeit für canine und feline Parvoviren und damit die Notwendigkeit zur Impfung besteht, ist unklar.

Kaninchen

Myxomatose (Kaninchenpest)

Seit 1952 breitet sich diese Viruserkrankung von Frankreich her über Europa aus.

Die Myxomatose oder "Kaninchenpest" wird durch ein Pockenvirus verursacht und tritt vor allem im Frühjahr und Sommer auf. Unsere Zucht- und Zierkaninchen sind dem Virus gegenüber ziemlich empfindlich und können durch Stechinsekten (Mücken oder Flöhe), die sich im frisch geschnittenen Gras versteckt halten und in die Wohnung eingeschleppt werden, infiziert werden.

Die akute Erkrankung äußert sich 3 bis 5 Tage nach der Ansteckung mit schwerer, eitriger Entzündung im Augen- Nasen- Lippen- und After-Genital-Bereich. In der Endphase verweigern die Tiere die Futter- und Wasseraufnahme. Am gesamten Körper, vor allem auf den Ohren sind deutlich knotige Veränderungen der Haut und Unterhaut zu sehen.
Die Infektion endet in den meisten Fällen mit dem Tod des Kaninchens!Bei milderem Verlauf bleiben die Entzündungen und Schwellungen aus, statt dessen bilden sich pockenartige Knötchen an Lippen, Ohren, Augenrändern und am Genitalbereich. Die Erkrankung geht mit Fruchtbarkeitsstörungen und unspezifischen Symptomen (z.B. leichter Schnupfen) einher.

Die Diagnose kann nur der Tierarzt / die Tierärztin vornehmen. Oft sind die klinischen Symptome schon ausreichend aussagekräftig. In einigen Fällen muss aber ein Abstrich oder eine Gewebeprobe für die Diagnosefindung genommen werden.

Obwohl bei der milderen Form in vielen Fällen eine Selbstheilung auftreten kann, handelt es sich um eine tödliche und ansteckende Erkrankung. Es kann vom Haustierarzt eine symptomatische Behandlung versucht werden, diese kann aber durchaus scheitern. Bei der akuten Form mit Schleimhautschwellung ist die Behandlung des betroffenen Tieres hoffnungslos.

RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease) (auch Chinaseuche)

Die Seuche trat zum ersten Mal bei Angorakaninchen auf, die in China 1984 an einer bis dahin unbekannten Infektionskrankheit erkrankt waren. Anschließend traten auch Infektionen bei Kaninchen in Europa und Amerika auf und forderten viele Todesopfer. Heute weiß man jedoch, dass die Krankheit auch vorher schon in Europa und Amerika existiert hat und nicht aus China eingeschleppt wurde.

Beim Erreger der RHD handelt es sich um ein Calicivirus. Die Infektion endet in den meisten Fällen mit dem Tod des Kaninchens!

Die Übertragung erfolgt mit Hilfe eines Vektors, beispielsweise Kaninchenflöhe, Mücken, Läuse oder Zecken. Eine indirekte Ansteckung über Grünfutter, Einstreu, Haare und Kot ist möglich, weil der Erreger tage- bis wochenlang ansteckungsfähig bleibt.

Die Krankheitssymptome beginnen 2 bis 3 Tage nach der Ansteckung. Die Tiere werden apathisch, zeigen Nasenbluten und neurologische Ausfallserscheinungen (Zwangsbewegungen, Gleichgewichtsstörungen). Auch plötzliche Todesfälle treten auf.

Die Erkrankung kann auch chronisch verlaufen, dabei zeigen die Kaninchen nur unspezifische Symptome wie vorübergehende Appetit- und Aktivitätseinschränkungen, manchmal auch leichte Kreislaufstörungen. Chronisch erkrankte Tiere sind nach wenigen Tagen wieder ohne Krankheitszeichen, können das Virus aber nach wie vor ausscheiden.

RHDV-2 (Rabbit Haemorrhagic Disease)

Die hämorrhagische Krankheit der Kaninchen, Rabbit Haemorrhagic Disease (RHD), ist seit den 1980er Jahren bekannt und wird durch ein Calicivirus, das RHDVirus (RHDV), verursacht. Seit 2010 ist eine weitere Variante, RHDV-2, bekannt. Beide Varianten können zu plötzlichen Todesfällen innerhalb von 12-36 Stunden nach dem Auftreten von Fieber und untypischen Krankheitsanzeichen mit Apathie und Fressunlust führen. Diese Anzeichen können teilweise mit respiratorischen (Atemwegs-) und neurologischen Erkrankungen sowie Blutungsneigung verbunden sein. Chronische Krankheitsverläufe sind eher selten. RHDV-2 ist anhand der Krankheitssymptome nicht von der klassischen RHD zu unterscheiden. Die Raten der Todesfälle variieren sehr (20-100 %) und hängen unter anderem stark vom Immunstatus, Alter und dem Allgemeinzustand der Tiere ab.
Es existiert im Gegensatz zu der Infektion mit den klassischen Stämmen keine Nestlingsimmunität bei Tieren, die jünger als 4-6 Wochen alt sind. Im Gegensatz zur klassischen RHD sind auch Feldhasen für RHDV-2 empfänglich.
Die Viren werden in erster Linie durch direkten Kontakt übertragen, eine Ansteckung ist allerdings auch über indirekten Kontakt und über Gegenstände möglich (Personen, Futter, Gerätschaften, Transportkäfige, indirekte Kontakte auf Ausstellungen, passive Übertragung durch Insekten u.a.m.). Eine wichtige Rolle spielen Kontakt zu Wildkaninchen und Grünfutter, das mit Ausscheidungen infizierter Wildkaninchen verunreinigt ist.
RHDV und RHDV-2 halten sich sehr gut in der Umwelt. Bei höheren Temperaturen (bis 50° Celsius) und Trockenheit bleiben die Viren über längere Zeit stabil, z. B. getrocknet bei Raumtemperatur mindestens über 15 Wochen. In Kadavern hält sich das Virus bei tiefen Temperaturen nachweislich 7 Monate.
Nach bisherigen Erfahrungen kann es das Erbgut des Virus in überlebenden Tieren teilweise über mehrere Wochen nachgewiesen werden. Ob Tiere tatsächlich Dauerausscheider von infektiösem Virus sein können, ist allerdings nicht experimentell nachgewiesen. Erfahrungsberichte zur Virusdynamik/ Re-Infektion in Kaninchenbeständen unterstützen die Annahme, dass es tatsächlich zur Infektion von neueingestallten Tieren durch Dauerausscheider kommen kann.
Derzeit sind in Deutschland Impfstoffe gegen die klassische RHD und gegen RHDV-2 zugelassen. Obwohl RHDV-2 sich flächendeckend in ganz Deutschland ausgebreitet hat, darf der Schutz gegen RHD nicht vernachlässigt werden, da die klassische RHD mitnichten ausgerottet ist. Um einen maximalen Impfschutz zu erhalten, ist unbedingt den aktuellen Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo vet) zu folgen. Diese sind im Internet verfügbar auf der Homepage vom Friedrich-Loeffler-Institut.

 

Kaninchenschnupfenkomplex

Der sogenannte "Ansteckende Kaninchenschnupfen" ist unter Züchtern gefürchtet, aber auch sehr unter Haus- und Heimkaninchen verbreitet.

Es erkranken Tiere jeder Altersklasse, die Haltungsbedingungen scheinen keine so große Rolle zu spielen, die Hygienebedingungen jedoch schon. Befindet sich ein Kaninchen, das an Schnupfen erkrankt ist, in einer Gruppe, so bleibt die Ansteckung der restlichen Tiere nur selten aus.

Für den ansteckenden Kaninchenschnupfen kommt eine Reihe von Keimen in Betracht. Am häufigsten sind Bakterien (Pasteurella multocida, Bordetella bronchiseptica) vertreten, aber auch Mykoplasmen und Viren werden diskutiert. Diese Keime können von anderen Haustieren auf das Kaninchen übertragen werden.

Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion von Tier zu Tier oder indirekt durch den Menschen. Unsaubere Stallungen begünstigen die Erkrankung erheblich!

Die Krankheit beginnt mit kurzem trockenem Niesen, wobei das Tier vom Allgemeinbefinden keine Veränderungen zeigt. Im fortschreitenden Verlauf tritt farblos schleimige Flüssigkeit aus der Nase aus und es kann zu einem vermehrten Speichelfluss kommen. Dieses Sekret wird dann zunehmend eitrig. Die Infektion kann Schäden am Herzmuskel verursachen und das angestrengte Atmen kann ein Lungenödem (Flüssigkeit in der Lunge) hervorrufen. Dies führt schließlich zum Tod.

Handelt es sich um ein Bestandsproblem in einer Kaninchenzucht, so sollten alle Tiere getötet werden. Dies ist notwendig da die Nasenhöhle des Kaninchens ein kompliziertes Geflecht aus feinsten Knochenlamellen bildet, das den Bakterien und anderen Keimen erstklassigen Unterschlupf bietet.

Beim Heimkaninchen sollten Keime aus der Nase gewonnen werden und nach Anfertigung eines Resistenztests mit Antibiotika behandelt werden. Mit dem Wiederauftreten der Symptome muss gerechnet werden, weil zum einen die vollständige Eliminierung aus den Nasennebenhöhlen nicht möglich ist und zum anderen Kaninchen Antibiotika nicht über einen langen Zeitraum vertragen.

Informieren Sie sich ausführlich über Schutzimpfungen und durch sie verhinderte Krankheiten in dieser PDF.

Link: Leitlinie zur Impfung von Kleintieren