Kleintierpraxis am Großen Garten

Fachtierärztin Dr. med. vet. Kathrin von Jagemann
Zusatzbezeichnung Dermatologie

Entwurmung

Warum haben alle Welpen Würmer?

Alle Hunde und Katzen werden schon in der Embryonalzeit von Spulwürmern infiziert. Die in der Muskulatur des Muttertieres ruhenden Larven werden in der Trächtigkeit aktiviert und wandern über die Plazenta bis in die Leber der ungeborenen Welpen ein. Von dort wandern sie erst nach der Geburt weiter in die Lunge und entwickeln sich letztendlich im Darm zu geschlechtsreifen Würmern.
Weiterhin infizieren die Saugwelpen sich während der gesamten Säugeperiode auch durch die Muttermilch mit Larven von Spul- und Hakenwürmern.

Wie infiziert sich das erwachsene Tier?

Da die Würmer im Darm in großen Mengen Eier ausscheiden, werden diese in der Umwelt verbreitet. Beispielsweise durch Schnüffeln an Hundehäufchen können Hunde sich jederzeit neu infizieren, aber auch Menschen tragen sogar an den Schuhsohlen die winzigen, nicht sichtbaren Eier mit in die Wohnung und verbreiten somit die infektiösen Eier.
Die Eier oder Larven verschiedener Wurmarten können durch Schlecken über die Zunge aufgenommen werden, es gibt aber auch Larven, die direkt durch die Haut eindringen können.

Während die Welpen hauptsächlich mit Spul- und Hakenwürmern infiziert sind, nimmt im weiteren Leben des Tieres die Bedeutung der Bandwürmer zu. Mit Bandwürmern infizieren sich Katzen und Hunde nicht direkt über die Aufnahme von Eiern, sondern indirekt über sogenannte Zwischenwirte.
Die größte Bedeutung haben hierbei Flöhe und Mäuse, sowie rohes Fleisch (vor allem Innereien) und roher Fisch.
Daher sollten bei jedem Tier mit Flohbefall und bei Tieren, die Beutetiere fangen und roh verzehren, nicht nur die Flöhe, sondern auch gleichzeitig die Bandwürmer bekämpft werden.

Warum müssen Würmer unbedingt bekämpft werden?

Welpen können schon in den ersten Lebenstagen bei massiver Infektion schwer erkranken und sogar sterben. Durch die wandernden Larven entstehen Lungenschäden, später durch Darmbefall unter anderem Entwicklungsstörungen und Blutarmut mit schwerwiegenden Folgen.
Ist ein Tier von Würmern befallen, können Krankheiten auftreten. Direkte und indirekte Wirkungen der Parasiten können Darmentzündungen, Blutverlust, Resorptionsstörungen und damit verbundene Mangelzustände sein. Ebenso sind Veränderungen in Leber, Nieren, Herzmuskel, ZNS und Netzhaut möglich.

Aber auch bei gesund erscheinenden Hunden können unbemerkt Gesundheit und Leistungsfähigkeit eingeschränkt, und die Anfälligkeit für andere Krankheiten kann erhöht sein. Außerdem können die Parasiten unserer Tiere auch eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen. Hierbei sind besonders Kinder und abwehrgeschwächte Erwachsene gefährdet.
Das Heimtückische dabei ist, dass die meisten Würmer nicht im Kot gesehen werden können, sondern lediglich deren Eier ausgeschieden werden. Diese sind so klein, dass man sie nur unter dem Mikroskop feststellen kann und trotzdem lauern auch für den Menschen hier versteckte Gefahren.

Eine tödliche Gefahr für den Menschen stellt der kleine Fuchsbandwurm dar. Der Mensch kann nach Eiaufnahme, die sogar durch die Luft erfolgen kann, als Zwischenwirt erkranken. Der resultierende Zystenbefall (meist in der Leber) gilt heute noch als unheilbar. Daher ist das Ziel der Entwurmung die vorbeugende Verhinderung der Eiausscheidung.

Beutefressende Hunde in Gebieten mit nachgewiesenen Infektionen müssen deshalb sogar monatlich gegen Bandwürmer entwurmt werden.
Aber auch von den Rundwürmern geht eine Gesundheitsgefahr für den Menschen aus, wenn auch nicht so dramatisch wie beim kleinen Fuchsbandwurm.
Larven wandern durch den Körper und kapseln sich irgendwo im Gewebe ab, ohne ihre Entwicklung zum Darmparasit zu vollenden. Vereinzelt kommen jedoch auch Larven in der Netzhaut vor, wo sie zum Erblinden führen können.

Wann werden Welpen entwurmt?

Durch die Tatsache, dass alle Welpen schon über die Mutterhündin mit Würmern infiziert werden und die Folgen beim Welpen besonders schwerwiegend sind, ist es von großer Bedeutung, Welpen schon im Alter von zwei Wochen erstmals zu entwurmen.
Die Entwurmung ist vom Züchter anschließend alle zwei Wochen zu wiederholen bis die Welpen im Alter von 8-10 Wochen abgegeben werden. In ihrer neuen Heimat sollten sie dann nach ein bis zwei Wochen nochmals gegen Spul- und Hakenwürmer entwurmt werden.

Wie entwurme ich mein jugendliches und erwachsenes Tier?

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass die Entwurmung vorbeugend hilft und über einen gewissen Zeitraum anhält. Das ist, anders als beispielsweise bei manchen Mitteln in der Flohbekämpfung, leider nicht der Fall!

Eine Entwurmung tötet, abhängig von ihrem Wirkungsspektrum, lediglich die jeweils vorhandenen Würmer und Larvenstadien ab. Gegen die verschiedenen Wurmarten wirksame Wurmmittel sind in verschiedenen Formen auf dem Markt. Sie sind allesamt rezeptpflichtig und daher nur beim Tierarzt erhältlich. Am Gebräuchlichsten sind Tabletten (auch in Form von Leckerli), Pasten oder Flüssigkeiten.

Auch eine Entwurmung durch Injektion ist möglich. Ganz neu ist ein Mittel, das gleichzeitig auch gegen äußere Parasiten (Flöhe, Milben usw.) hilft und aufs Fell aufgetragen wird. Je nach Wurmmittel muss die Entwurmung einmalig oder mehrmals hintereinander durchgeführt werden.

Glauben sie bitte nicht an die Ammenmärchen, man könnte mit Knoblauch oder Karotten Hunde und Katzen entwurmen.
Auch ist (bei allem Respekt vor der Homöopathie) eine homöopathische oder pflanzliche Entwurmung nicht wirksam. Die traurigen Ergebnisse solcher Versuche, die bei Welpen nicht selten mit dem Tod enden, sehen wir leider immer wieder in der Praxis.
Da die Entwurmung nicht vorbeugend wirkt, ist es wichtig, sie regelmäßig etwa 3-4 x jährlich zu wiederholen.

... Und noch etwas:

Die Wurmmittel, die uns heutzutage zur Verfügung stehen sind für die Hunde sehr gut verträglich und es werden im Gegensatz zu früher so gut wie keine Nebenwirkungen beobachtet. Sie können und sollten also ohne Bedenken regelmäßig angewandt werden.

Lesen Sie alle Informationen über die Entwurmung auch in dieser PDF-Datei.


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